Loading

Wer kennt das nicht. Man hat eine großartige Idee. Jetzt muss man allerdings andere davon überzeugen, dass es eine geniale Lösung ist.

Man muss die Chefin überzeugen, damit man ein Budget für ein Projekt bekommt. Und die Rechtsabteilung sieht jedem Menge Probleme.

Genau hier kommt Prototyping ins Spiel. Ein Prototyp ist ein vorläufigen Modells oder Musters Ihrer Idee. Und mit ihm kann man die Lösung testen und verbessern, bevor man Zeit und Geld in ein Projekt steckt.

Außerdem ist es dann auch viel einfacher die Chefin zu überzeugen, wenn man Videos von Kunden hat, die den Prototypen in der Hand halten, und absolut begeistert von der Idee sind. Aber dazu kommen wir noch.

In diesem Artikel möchte ich Ihnen an Hand eines Beispiels die Vorteile und Bedeutung des Prototypings aufzeigen. Ich erkläre die verschiedenen Arten von Prototypen und die Schritte, die zum Erstellen eines erfolgreichen Prototyps erforderlich sind.

Am Ende dieses Leitfadens haben Sie ein besseres Verständnis dafür, wie Prototyping Ihnen helfen kann, Ihre Ideen in die Realität umzusetzen.

Prototyping Beispiel

Arten von Prototypen

Es gibt verschiedene Arten von Prototypen, und für welche Art Sie sich entscheiden, hängt von der Phase Ihres Produktentwicklungsprozesses und Ihren Zielen ab. Werfen wir einen Blick auf einige der häufigsten Arten von Prototypen:

  1. Proof-of-Concept-Prototyp: Diese Art von Prototyp wird erstellt, um die Machbarkeit Ihrer Idee zu demonstrieren. Es muss nicht funktional sein, aber es sollte zeigen, dass aus Ihrer Idee ein greifbares Produkt werden kann. Alberto Savoia bezeichnet diese Art als Pretotyping.
  2. Visueller Prototyp: Ein visueller Prototyp wird erstellt, um den Beteiligten eine Vorstellung davon zu geben, wie das Endprodukt aussehen wird. Es wird normalerweise mit 3D-Modellierungssoftware oder einer einfachen Skizze erstellt.
  3. Funktionaler Prototyp: Ein funktionaler Prototyp wird erstellt, um die Funktionalität Ihrer Idee zu testen. Es wird oft mit einer Kombination aus 3D-Modellierungssoftware und physischen Materialien hergestellt.
  4. User Experience Prototype: Diese Art von Prototyp wird erstellt, um die Benutzererfahrung Ihres Produkts zu testen. Es wird normalerweise mit interaktiver Software erstellt, die es Benutzern ermöglicht, mit dem Prototyp zu interagieren und Feedback zu geben.

Beispiel Prototyping aus der Praxis

Im folgenden Beispiel ging es um einen Proof-of-Concept-Prototyping. Zum Schutz den Kunden anonymisiere ich das Beispiel natürlich.

Der Kunde war ein Finanzdienstleister der unter anderem Ansparprodukte für Retailkunden verkauft hat. Zweimal im Jahr gab es Aktionswochen, bei denen Kunden bei Abschluss eines mehrjährigen Ansparplans auch ein Geschenk bekommen haben.

Der Grundgedanke war nun, dass man nicht mehr Kunden mit Geschenken in die Geschäftsstellen locken, sondern zu den Kunden hinausgehen wollte. Die Idee war Pop-Up-Stores in Einkaufszentren aufzustellen, um so auch Laufkundschaft ansprechen, die bisher keinen Kontakt mit dem Unternehmen hatten.

Die Rechtsabteilung hat mal gleich eine Reihe von Problemen gesehen. Die waren zwar alle lösbar, aber mit viel Aufwand verbunden. Vertrieb und IT haben diskutiert, welche Funktionalität die Apps für die Beratung und den Verkauf haben müssen. Und selbst die Personalabteilung hat vor allem die Arbeit in Zusammenhang mit den Anpassungen in Dienstverträgen gesehen.

Was passiert üblicherweise

Nur zu oft habe ich in der Vergangenheit erlebt, wie es nicht sein sollte.

Man hätte zuerst ein Projekt aufgesetzt, und in den nächsten 9 bis 12 Monaten all die oben beschriebenen Probleme gelöst. Und dann erst hätten sich die ersten Vertriebsmitarbeiter in ein Einkaufszentrum stellen dürfen. Vielleicht hätte man dann gemerkt, dass man so nichts verkaufen kann, und dass alles umsonst war.

Aus meiner Erfahrung noch viel schlimmer; man hätte damit mäßig Erfolg gehabt. Man verkauft nur ein paar Produkte am Tag, nicht wirklich genügend, um von einem Erfolg zu sprechen. Aber da man soviel Zeit und Geld hineingesteckt hat, redet man sich das Ergebnis schön. Und so wird das Elend prolongiert. Und vielleicht werden auch noch zusätzliche Ressourcen für die Verbesserung des Apps verwendet.

Nichts ist schlimmer für eine Organisation.

Beispiel Einkaufszentrum

Und so ging es mit Prototyping

So wichtig alle Themen oben waren…. die entscheidende Frage war: Nehmen sich die Kunden während ihres Besuchs im Einkaufszentrum überhaupt Zeit für ein Beratungsgespräch? Ist ein Einkaufszentrum hier wirklich der richtige Ort um dieses Produkt zu präsentieren und zu verkaufen?

Und genau diese Frage beantworteten wir mit Prototyping – in wenigen Tagen.

Wir haben mit einem großen Einkaufszentrum vereinbart, dass wir für 1 Tag einen Pop-Up-Stand aufstellen dürfen. Zwei Mitarbeiterinnen aus dem Vertrieb haben dann Kunden angesprochen, und mit Prospekten das Produkt erklärt. Da wir noch kein App hatten, hat man dann kaufbereite Kunden einfach ein Papierformular ausfüllen lassen.

Das ist zwar nicht perfekt, aber für uns war wichtig herauszufinden, ob die Kunden das Produkt wirklich kaufen würden. Und das Ausfüllen des Formulars war hier ein guter Beleg.

Da aber rechtlich noch nichts geklärt war, konnten wir keine Verträge abschliessen. Also haben dann die Mitarbeiterinnen den Kunden beim Ausfüllen des Formulars einfach unterbrochen. Man hat dem Kunden gesagt, dass man erst mit dieser Art des Vertriebs experimentiert. Und als Dankeschön hat man den Kunden dann einen Einkaufsgutschein über 50 EUR gegeben.

Und das Ergebnis?

Leider darf ich keine Details zum Ergebnis verraten. Aber wie gut der Test mit dem Prototypen geklappt hat schon.

Sorge hatten wir, dass uns der eine oder andere Kunden den Abbruch des Kaufes vielleicht übel nehmen könnte. Aber weit gefällt. Jeder hatte Verständnis für das Experiment. Einige waren sogar positiv überrascht, dass man sich soviel Gedanken über neue Produkte macht.

Und über den Gutschein haben sich alle gefreut.

Der Test mit dem sehr einfachen Prototypen war jedenfalls ein Erfolg. Nach sehr kurzer Zeit, und nur einem Tag Experiment hatte man genügend Feedback gesammelt, und fundiert entscheiden zu können, ob ein solches Projekt sein Geld und Zeit wert ist.

Schritte für ein erfolgreiches Prototyping

Wie können Sie nun selber einen Prototypen für ihr nächstes Projekt einsetzen? Folgende Schritte sollten Sie dabei beachten.

  1. Definieren Sie Ihre Ziele: Bevor Sie mit der Erstellung eines Prototyps beginnen, ist es wichtig, Ihre Ziele zu definieren. Was wollen Sie mit dem Prototyp erreichen? Welche Probleme versuchen Sie zu lösen? Die Beantwortung dieser Fragen hilft Ihnen, einen Prototyp zu erstellen, der Ihren Anforderungen entspricht.
    Und definieren Sie auch ein Ziel für den Test. Wenn zum Beispiel der Roll-Out der Idee nur Sinn macht, wenn man im Schnitt 10 Abschlüsse am Tag macht, dann definiert man für den Test eben eine entsprechende Grenze. Nur wenn diese Grenze überschritten wird gibt es ein “Go” fürs Projekt.
  2. Wählen Sie eine Typ: Es gibt verschiedene Typen von Prototypen. Welcher der Richtige ist, hängt vor allem von der Art ihres Produkts, der Phase der Umsetzung und Ihren Zielen ab.
  3. Erstellen Sie den Prototypen: Nachdem Sie Ihre Idee skizziert haben, ist es an der Zeit, den Prototypen zu erstellen. Für ein Proof-of-Concept-Model benötigt man meisten nur einen Tag. Im obigen Beispiel haben wir in Summe 1,5 Tage Vorbereitungszeit benötigt.
  4. Testen Sie Ihre Idee: Nachdem Sie Ihren Prototyp erstellt haben, ist es Zeit, ihn zu testen. Verwenden Sie den Prototyp dabei auch um mögliche Designfehler oder Funktionsprobleme zu identifizieren, die behoben werden müssen. Im obigen Beispiel haben wir zum Beispiel unterschiedliche Ansprachen und Prospekte ausprobiert, um zu sehen, welche am Besten funktionieren.
    Klar war das wichtiger Ziel herauszufinden, ob das Einkaufszentrum überhaupt der richtige Ort ist. Und wenn man die beste Ansprache oder Präsentation finden will, dann wird man einen mehrtägigen Test mit User Experience Prototypen machen.
  5. Verbessern Sie Ihren Prototyp: Jetzt hängt es davon ab, was beim Test herausgekommen ist. Wenn man das definierte Ziel überschritten hat, dann kann man mit dem Projekt starten.
    Möglicherweise hat man beim ersten Versuch das Ziel zwar knapp verfehlt, aber man hat auch Feedback für Verbesserungen erhalten. Dann ist es Zeit das Design zu verfeinern. Nehmen Sie alle erforderlichen Änderungen an Ihrem Prototyp vor und wiederholen Sie den Testvorgang, bis Sie mit den Ergebnissen zufrieden sind.

    Wird das Ziel klar unterschritten, dann ist das auch eine wertvolle Aussage. Dann ist es vermutlich sinnvoll die Idee zu verwerfen und sich andere Projekte vorzunehmen. Aber auch das ist ein Gewinn – denn schliesslich haben Sie 9 bis 12 Monate Projektlaufzeit und Geld gespart.

“Fail often so you can succeed sooner.”

Tom Kelly

Warum ist Prototyping als wichtig?

Prototyping ist ein wesentlicher Schritt im Produktentwicklungsprozess. Es ermöglicht Ihnen, Ihre Idee zu testen und zu verfeinern, bevor Sie viel Zeit und Geld in den Produktionsprozess investieren. Durch die Erstellung eines Prototyps können Sie alle Designfehler oder funktionalen Probleme identifizieren, die behoben werden müssen, bevor das Endprodukt erstellt wird. Dadurch können Sie langfristig viel Zeit und Geld sparen und die Erfolgschancen für Ihr Produkt erhöhen.

Wenn Sie mit dem Prototyping beginnen wollen, dann können wir Ihnen auch gerne mit unserem Prototypen-Service helfen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.